ich habe zu ihr gesagt : beweg deinen fuß und sie tat es !
#4
Liebe Arina,

deine Frage kann man nicht so einfach beantworten. Der Begriff "Wachkoma" ist eigentlich kein exakter medizinischer Begriff. Er wurde vor einigen Jahren geprägt, weil er ganz gut beschreibt, was man als Aussenstehender sieht: wach, weil die Augen offen sind, und Koma, weil scheinbar keine Reaktionen erfolgen. Man kann sich dann ungefähr vorstellen, wie das nach aussen aussieht.
Was der Betroffene tatsächlich wahrnimmt und wie er das, was er wahrnimmt in seinem Gehirn verarbeitet, kann niemand sagen und auch keine Untersuchungsmethode kann das herausfinden. Daher ist es praktisch unmöglich, zu beurteilen wann es Wachkoma ist und wann nicht. Es gibt Betroffene, die sind im Kopf hellwach und verstehen alles, können aber keinen einzigen Muskel aktiv bewegen und daher auch nicht zeigen, dass sie verstehen.

Man kann auch "apallisches Syndrom" sagen. "Apallisch" kommt aus dem griechischen und bedeutet "ohne Großhirn". Aber auch das trifft auf die wenigsten Betroffenen zu, erst recht nicht auf deine Mutter, denn sie schaut euch ja nach und kommt Aufforderungen nach. Das bedeutet, dass ihr Großhirn durchaus noch vieles auf- und wahrnimmt und man kann daher nicht von "apallisch" sprechen.
Auch "Wachkoma" würde ich nicht mehr zu dem sagen, wo deine Mutter jetzt ist, denn sie ist ja bei weitem nicht so wie ein Mensch im (echten) Koma, der ja tatsächlich nichts wahrnimmt und auch Aufforderungen nicht nachkommen kann.

Deine Mutter ist auf jeden Fall wach. Am ehesten sollte man zu dem Zustand sagen "schwere Wahrnehmungsstörung aufgrund einer schweren Hirnschädigung" . Und dass deine Mutter jetzt nach 3 Jahren noch beginnt, sich langsam weiterzuentwickeln, kann man evtl. damit erklären, dass auch ein schwer geschädigtes Gehirn durchaus wieder neues lernen kann. Das geht dann halt sehr langsam und noch langsamer, je älter man ist ( Kinder lernen ja bekanntlich sehr schnell und uns Erwachsenen fällt das lernen schon deutlich schwerer).

Ganz wichtig für deine Mutter ist das was du für sie tust: du bist für sie da, du glaubst an sie, du nimmst sie wahr und, vorallem, du gibst ihr deine Liebe. Nach meiner beruflichen Erfahrung mit diesen Patienten ist das das Allerwichtigste, denn dann fühlt sich der Patient nicht vergessen und alleine.

Ich hoffe, ich konnte dir weiterhelfen und wünsche dir weiter viel Kraft und Ausdauer,
Ralf
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