haben alle , die im wachkoma liegen , eine trachenalkanüle?
#3
Hallo Arina,

nein, bei weitem nicht alle Menschen im Wachkoma haben eine Trachealkanüle.

Das Tracheostoma wird in der Regel angelegt, wenn in der Akutphase auf der Intensivstation eine längere maschinelle Beatmung notwendig ist. Das geht nur mit Tracheotomie und geblockter Kanüle.

Meist bleibt die (geblockte) Kanüle nach der Beatmung dann aus (rechtlichen) Absicherungsgründen, denn oft können die Menschen nicht schlucken und würden dann Erbrochenes aspirieren (in die Lunge einatmen), was sehr schwerwiegende, bisweilen tödliche Folgen haben kann. Die Aspiration kann aber nur mit geblockter Kanüle sicher verhindert werden, wie du selbst ja schon erkannt hast.

Im Heim bleibt bleibt die Kanüle oft aber auch einfach nur, weil sich keiner mehr traut, sie wieder zu entfernen. Man denkt nicht mehr an Weiterentwicklung, der Hausarzt hat (oft) keine Ahnung. Und wenn man nichts macht, macht man auch nichts verkehrt.... und wird auch nicht verklagt, wenn man was falsch macht oder wenn es unangenehme Folgen gibt (Aspiration !)....

Um die Kanüle zu entfernen sollte Folgendes geklärt sein: kann deine Mutter schlucken ? Dies kann man beobachten und dann durch durch eine videoendoskopische Schluckuntersuchung feststellen (machen HNO-Abteilungen). Wenn sie schlucken kann, gibt es eigentlich keinen Grund mehr für eine Kanüle. Außer eben dem Risiko, Erbrochenes zu aspirieren (hat deine Mutter schon oft erbrochen ? Und auch Gesunde können sich an Erbrochenem verschlucken oder sogar ersticken...). Wenn sie schlucken kann, ist dieses Risiko relativ gering, denn sie hat ja einen Schluckrefllex.

Das zweite mußt du dir beantworten: bist du bereit, dieses Risiko zu tragen, um die Lebensqualität deiner Mutter entscheidend zu verbessern ? Würdest du dafür in Kauf nehmen, dass eben auch das schlimmste passieren kann ? Sind das Heim und der betreuende Arzt ebenso bereit, dieses Risiko mitzutragen und würdest du diese im Ernstfall dann auch nicht zur Verantwortung ziehen ? Beide werden dich nur unterstützen, wenn sie (relativ) sicher sein können, dass du sie nicht i"in die Pfanne haust", wenn was schief geht. Und schließlich: bist du die rechtliche Betreuerin, die überhaupt nur die Entfernung der Kanüle durchsetzen kann ?

Und noch was: in unserer Einrichtung leben viele Menschen im Wachkoma ohne Tracheostoma und auch welche, die nicht schlucken können und halt keine Kanüle je bekommen haben. Nennnswerte Komplikationen deswegen haben wir in mittlerweile 15 Jahren bisher deshalb nicht erlebt.
Im Gegenteil: wenn der Fremdkörper weg ist, geht die Verschleimung weg und die Menschen müssen viel seltener abgesaugt werden(und absagen ist schmerzhaft und unangenehm). Und wenn das Tracheostoma verschlossen ist, können auch wieder Töne produziert werden.

Es ist auf jeden Fall ein sehr komplexes Thema, was man nicht so auf die Schnelle entscheiden kann.

Du kannst mich gerne telefonisch kontakten (siehe homepage meiner Einrichtung in meinem Profil).

So weit, ich wünsch dir viel Kraft,
Ralf
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[Kein Betreff] - von ralle - 27.12.2007, 18:47
[Kein Betreff] - von arina - 27.12.2007, 20:06
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