Mutter im Wachkoma
#1
Hallo Ihr,

nach langer Zeit habe ich mich dazu entschlossen, mich auf dieser Seite zu regestrieren.
Das Thema besagt ja schon das meine Mum im Wachkoma ist, seit ca. 3 Jahren. Seit 1,5 Jahren ist sie in einem Wachkomazentrum in Brilon.
Meine Mum ist Epileptikerin und hatte einen sehr schweren Anfall. Mein Pa konnte ihr keine Notfalltablette geben, somit kam sie nicht aus dem Krampf raus. Dazu kommt das sie während des Anfalls mit dem Hals auf einen Kartong fiel, sie bekam einen Knick in der Lunge. Rettungskräfte versuchten sie ca. 15 Minuten wiederzubeleben.
Sie kam dann auf die Intensiv. Ich muß dazu sagen das ich bei Hamburg lebe und meine Eltern im Sauerland. Meine Eltern sah ich vor dem Anfall das letzte Mal vor vier Jahren. Ein schwieriges Verhältnis, schon immer. Die Beziehung zu meiner Mum fing gerade an zu wachsen und nun stand ich an Ihrem Bett im Krankenhaus. Sie war weg....einfach we...Um nicht in meinen Worten und Gedanken zu verschwimmen fasse ich mich kürzer.
Meine Situation sieht so aus das ich Angst um meinen Vater habe, der nun nichts mehr hat als Mum jeden Tag zu besuchen. Es geht ihm sehr schlecht und das lässt er mich bei jedem Telefonat wissen. Dann diese Bilder die ich von meiner Mum im Kopf habe. Immer bin ich hin und hergerissen zwischen einer tiefen Trauer nun keine Chance mehr zu haben sie kennen zu lernen und der Hoffnung, das es wieder wird. Und auf der anderen Seite denke ich ob ein Ende nicht besser wäre für alle. Oder für mich? Ich möchte nicht hart oder herzlos klingen. Die Beziehung zu meiner Mum war immer noch viel weniger als ein Freundschaftsverhältnis. Da war sehr wenig Positives. Und doch zerreißt es mich.....
Ich habe sie jetzt das letzte mal im Mai diesen Jahres besucht. Das war, für mich, der schlimmste Besuch. Bin an ihr vorbei gegangen weil ich sie nicht erkannt habe. Dieser Körper...im Rollstuhl, der Kopf hing. Ich hatte solche Angst zu ihr zu gehen, geschweige denn sie zu berühren. Ich habe es getan und dann auch geweint, aber es war soooooo verdammt abschreckend...so sehr das ich sie nicht besuchen kann, im Moment. Ich weiß nicht was ich mir hier er-wünsche. Vielleicht einfach nur meine Geschichte erzählen, dran bleiben am Thema.
Grüße, Micha
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#2
Hallo liebe Micha !
Ich kann dir sagen was du dir erhoffst,du möchtest das dich jemand versteht und dir auch ein bisschen zur seite steht.Es gibt nun mal Situationen und Umstände wo man sich wünscht das ein Angehöriger geht,das ist doch bei jedem anders.Schon allein bei dem Schweregrad den jeder einzelne danach hat.Nicht alle sind oder werden annähernd wieder ansprechbar.Wenn du mit dieser Situation nicht so recht fertig wirst,dann denk doch mal darüber mit deinem Papa nach ob er nicht nach Hamburg ziehen will und ihr euch da nach einer Einrichtung umschaut.Das wäre für alle ein wenig mehr annäherung,um so mehr du sie besuchst um so besser wirst du es verstehen lernen das sie jetzt nun mal so ist,aber gleichzeitig könntest du mit deinem Papa zusammen sein wann immer ihr es für notwendig haltet.Der Kontakt und der Umgang sind dann so doch ein bisschen intensiver und vielleicht wirst du dich mit der neuen Situation arrangieren können.
Und vielleicht habt ihr dann zusammen die chance sie aus dem Diläma rauszuholen,vielleicht erholt sie sich wenigstens soweit das dein Papa besser damit umgehen kann,jeder hat eine chance verdient und auch wenn sie im Wachkoma ist,gibt es vieles was man noch mit ihr Unternehmen kann.ich glaube eher das die Entfernung für dich das ganze so schwer macht,du kannst nicht immer wann du magst einfach mal so zu dir sagen jetzt geh ich mit Papa zusammen sie besuchen ,wir gehen mit ihr raus und zeigen ihr die Natur ,reden mit ihr und vielleicht können wir sie ja annimieren mit den Augen zu uns kontakt aufzunehmen.
Ich kann einfach nicht verstehen warum man ihr den Kopf nicht fixiert,das hängen lassen ist doch nicht für eine Genesung förderlich.
Denk einfach mal über das von mir geschriebene Nach.

Es grüsst dich Mike seine Mom Gaby
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#3
Hallo Micha,

hey, hier bist du also gelandet! Es macht mich traurig, dass es Dir immer noch so schwerfällt, über Deine Mum zu reden. Ist natürlich auch nicht einfach, da Du so weit weg wohnst. Vielleicht fällt es dir auch deshalb so schwer, weil ihr vor dem Ereignis so gut wie gar keine Beziehung hattet. Das erschwert die Situation natürlich sehr. Wenn Du Deine Mum besuchst, erzähle ihr doch einfach von Deinem Leben, wie es Dir geht und was Du jetzt machst. Du sagtest doch mal, sie war so stolz auf Dich, was Du beruflich so geschafft hast --- erzähle ihr davon.An den Anblichk Deiner Mum musst du Dich natürlich auch erst gewöhnen, kann mir vorstellen, dass es ein Schock für Dich gewesen sein muss, da Du sie doch ganz anders in Erinnerung hattest. Und von Deinem Dad musst Du Dir kein schlechtes Gewissen einreden lassen. auch er muss lernen, die Situation zu akzeptieren, wie sie ist. Klingt hart, aber es ist so, ist uns allen so gegangen und wir können doch niemanden dafür verantwortlich machen.

So, ich hoffe, ich konnte Dir ein wenig Mut machen.
Würde mich freuen, wieder von Dir zu hören, meine e-mail hast du doch wieder?

Liebe Grüße
Bea
Wenn Du glaubst, es geht nichts mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her!
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#4
Liebe Micha,
ich kann dich so gut verstehen, es ist ungeheuer wichtig auch solche Gedanken auszusprechen. Ich bin dankbar das ich Menschen um mich habe denen ich auch diese Gedanken mitteilen kann. Meine Tochter Christin liegt seit etwa 7 Monaten im Wachkoma, die Aussichten auf Gesundwerden sind denkbar schlecht, es ist grausam zu sehen wie ein naher Angehöriger so dahinsiecht, wie sich seine Gliedmaßen langsam aber steitg verkrümmen u.s.w. Immer öfter kommt die Frage nach dem Sinn. Und auch ich bin hin und her gerissen zwischen Hoffen, Trauern, Hoffnungslosigkeit, diese Situation ist ungeheuer belastend. Die Ärzte hatten mich gefragt ob sie nach einem weiteren lebensbedrohlichen Vorfall überhaupt noch an die Beatmungsgeräte angeschlossen werden soll, trotz meiner Gedanken, habe ich ja gesagt, weil ich der Meinung bin das Christin gehen wird wenn sie gehen will. Ich kann und will nicht über das Leben und Sterben meiner Tochter entscheiden. Ich glaube unsere Gesellschaft kann nicht mit Tod und Sterben umgehen, ich übrigens auch nicht so wirklich, aber seit diesem Tag X beschäftigi ich mich jeden Tag mit diesem Thema und das ich mir eine große Hilfe, Tod ist ein Ereignis dass wir nicht mehr kontrollieren können, das hört unser Machtstreben und unser Größenwahn alles zu beherrschen auf, und dahin zu schauen wäre eine große Aufgabe für alle die Sterben und Tod ignorieren oder Angst davor haben, hatte ich auch. Und ich frage mich will ich einfach die Gefühle nicht aushalten die mit Christins Sterben da wären? Muß ich jetzt ein schlechtes Gewissen haben weil ich das (noch nicht) aushalten will oder kann oder......
Viele liebe Grüße und ganz viel Mitgefühl von Jutta
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#5
Hallo Bea,

lächel..hast du mich hier gefunden...
ohne jetzt auf den inhalt einzugehen, das braucht bei mir immmer ein paar tage bis ich antworte, ja ich habe deine e-mailadresse, hatte dir bereits auf deine mail geantwortet.
die feddbacks die ich bereits jetzt schon bekommen habe tun mir wirklich gut. ich werdedarauf auch noch antworten, wie gesagt brauch ich dafür immer ein wenig zeit.
aber schon jetzt vielen lieben dank dir bea, und auch euch anderen.
lieben gruß und ein schnes wochenende.
micha
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#6
Hallo Micha,
schön das Du hierher gefunden hast.
Bei mir ist es auch die Mutter die im Wachkoma liegt, allerdings erst seit August diesen Jahres. Allerdings habe ich wohl ein anderes Verhältnis zu Ihr, als Du zu Deiner Mutter. Ich persönlich bin bis auf ein paar Bekanntschaften auch alleine mit der Situation und kümmer mich um alles. Sicherlich ist jeder Fall unterschiedlich, aber eines haben alle Angehörigen gemeinsam, das hin- und hergerissen sein und einen Berg von Arbeit und Bürokratie. Von daher bist Du mit diesem Gefühl sicher nicht alleine.
Wie Du handeln sollst und wirst, das kannst nur Du wissen.
Ich für meinen Teil habe gewisse Regeln die ich befolge, ohne die ich warscheinlich auch nicht wüsste was ich tun soll und was nicht.
Ich schaue in die Zukunft, wenn ich vielleicht ein alter Herr geworden bin....wenn ich dann zurückschaue, will ich nicht das ich mir sage: Hätte ich doch bloss dies und jenes gemacht.
Damals im Krankenhaus sagten die Ärzte alle, eine Reha hätte keinen Sinn, sie sei nicht therapierfähig, der Neurologe hat zum Glück gesagt: Warum nicht, versuchen kann man es.
Und genau das wollte ich, ich will mir später nicht sagen: Hätte ich es mal versucht....wenn es dann zu spät ist.
Solch harten Schicksalsschläge verändern das Leben, für alle in der Familie und man sollte vielleicht auch schauen ob man daraus was gemeinsames machen kann.
Du hast sicherlich auch gewissen Regeln und Prinzipien in Deinem Leben, versuch die ganze Situation daran zu messen, so, das sie für Dich derzeit und in Zukunft akzeptabel sind.
Grüsse

Totti
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#7
hallo mika,

der gedanke meinen pa her zu holen und mum in eine nah gelegene klinik zu bringen ist vom grund her wirklich gut. habe ich bereits versucht, leider ergebnislos. die reaktion meines pa`s: was soll ich denn da....-ich glaube er braucht es allein zu sein um sich etws mitleid zu erhaschen. er hat sonst nichts mehr. ich meine es beiweitem nicht so böse wie es sich vielleicht anhört. ich denke das wirklich. er hat sein eigenes leben, sein kokon in den er sich verkriechen kann und dies auch tut. aber immer regelmäßig mir vorwerfen ich seie nicht da für ihn. dieses gefühl haben mir beide vermittelt seit meiner kindheit. diesen gedanken, dieses empfinden aufzugeben fällt mir nicht leicht. auf der einen seite zu akzeptieren das ich nichts tun kann, außer ich gebe mich auf, und auf der anderen seite damit zu leben ob ich nicht doch etwas hätte bewegen können wenn ich mich anstreng...doch an dieser stelle verliert sich wohl das thema etwas....
wg dem kopf hängen lassen, der wurde später auch fixiert. mir ist nur dieses bild mit schrecken im kopf hängen geblieben. so hilflos.....sie wehrt sich soooooo sehr gegen alles mögliche was in ihren körper dringt. reißt sich kanülen raus, keiner weiß wie sie das macht. tut sie das mit einem bewusstsein????????????
lieben gruß an dich und deine mum, micha
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#8
hallo jutta,

ich finde deine einstellung sehr stark. du hast recht, wenn sie gehen möchte wird sie das tun. solang ihr geholfen werden kann, "sollte" das auch geschehen. bei jedem habe ich da eine recht klare meinung, außer es geht um meine geschichte.
ich weiß nicht was richtig wäre..besser....
ist es falsch wenn man den tot einer tochter, einer mutter, eines vaters....nicht aushalten möchte? wenn man sich alles zurückwünscht wie es war? natürlich uß mans ich im hier und jetzt mit den dingen auseinander setzen, doch ich denke auch das andere darf sein. ich bin mir nicht sicher wieso ich mir manchma ihren tod wünsche. wenn ich sage ich möchte das sie so nicht leidet, stellt ich die frage ob sie leidet und, will ich nicht eher mein leid damit beenden? ich bin gierig danach zu wissen was bei ihr abläuft, aber genauso möchte ich nichts wissen...
und bei all em verliere ich wertvolle zeit.....
danke für deine worte an mich
liebe grüße, micha
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#9
hallo totti,

ich finde es gut was du tust, das du etwas tust. sicherich spielen unsere unterschiedlichen verhältnisse zu unserer mum eine große rolle. ich bekam seit ich denke kann das gefühl vermittelt für meine mum verantwortlich zu sein-als wir noch eine "ganz normale familie" waren. das hat mich so sehr geprägt, würde mich sehr gern losen von diese gefühl....nicht einfach. ....
das gefühl gemeinsam etwas zu machen, bzgl. der familie, verläuft sich immer...es ist schon immer so gewesen das ich investiere un doch bleibt alles ergebnislos. diese kraft brauche ich selber....
wenn es doch nur eine patentlösung geben würde....

liebe grüße, micha
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#10
Hallo Micha,

ich glaube, Du kannst gar nichts tun. Ich gehe davon aus, dass Dein Vater das Betreuungsdrecht für Deine Mum hat - somit kannst du ohne Einwilligung Deines Vaters gar nichts tun. Eine Verlegung in Deine Nähe und ein Umzug Deines Vaters wäre keine schlechte Idee, doch da muss Dein Vater zustimmen.
die Frage ist, wie würdest Du dann damit klarkommen? Würdest du dann nicht erst recht zur " Verantwortung" gezogen, müsstest ständig parat stehen und somit Dein eigenes Leben in den Hintergrund stellen? Denn dann wärst Du ja greifbar. Ich finde diese verstech´kten Vorwürfe ganz schön mies. Wenn du selbst sagst, Deine Kindheit ist nur von solchen Erlebnissen behaftet..... niemand kann dir einen Vorwurf machen, wenn Du Dich jetzt zurückgezogen hast.
Es macht mich sehr traurig, zu hören, wie du unter dieser Situation leidest.
Das ist einfach nicht fair.
Ich wünsch Dir alles Gute,
liebe Grüße
Bea
Wenn Du glaubst, es geht nichts mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her!
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