Diagnose der Nahrungsallergie braucht Zeit
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Ärzte Zeitung, 18.12.2003

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Diagnose der Nahrungsallergie braucht Zeit

Anamnese mit Prick- oder Atopie-Patch-Test genügt oft nicht / Oraler Provokationstest

HANNOVER (bib). Allergene in der Nahrung können bei atopischer Dermatitis ekzematöse Hautveränderungen auslösen, besonders bei Kindern. Bei Verdacht auf eine Nahrungsmittelallergie sollte eine Stufendiagnostik erfolgen. Nur so wird eine gezielte Eliminationsdiät möglich, und es läßt sich vermeiden, daß unnötigerweise auf essentielle Nahrungsmittel verzichtet wird.

Möglich sind sowohl T-Zell-vermittelte Spätreaktionen als auch Sofortreaktionen mit Beteiligung von Immunglobulin E (IgE). Dr. Kristine Breuer und ihre Kollegen von der Universitätshautklinik in Hannover vermuten, daß etwa 30 Prozent der Kleinkinder mit atopischer Dermatitis eine manifeste Nahrungsmittelallergie haben. Erwachsene treffe es seltener.

"Bei mindestens einem Drittel der klinisch relevanten Sensibilisierungen in jungen Jahren tritt nach ein bis zwei Jahren Toleranz ein", so die Hautärzte. Deshalb sollte man regelmäßig prüfen, ob die Allergie noch besteht (Der Hautarzt 54, 2003, 121).

Kuhmilch, Hühnerei, Soja- und Weizenproteine sowie Fisch und Erdnüsse sind bei Säuglingen und Kleinkindern mit Neurodermitis für 90 Prozent aller Nahrungsmittelallergien ursächlich. Mit zunehmender Sensibilisierung gegen Inhalationsallergene werden Kreuzreaktionen häufiger.

Birkenpollen etwa enthalten allergene Strukturen, die auch in Äpfeln, Sellerie, Karotten, Tomaten und Haselnüssen vorkommen. Oft werden Süßigkeiten beschuldigt. Doch seit einer Doppelblindstudie bei Erwachsenen ist Industriezucker als Schubfaktor aus dem Rennen.

Zur richtigen Diagnose gelangt man nur mit großer Sorgfalt. Breuer: "Der Nachweis einer Sensibilisierung gegen ein Nahrungsmittel reicht nicht aus, um die Diagnose einer Nahrungsmittelallergie zu stellen." Sprich: Anamnese und gegebenenfalls Nahrungstagebuch ergeben den Verdacht, In-vitro-Tests und Hauttests wie Prick- und Atopie-Patch-Test - letzterer gleicht dem Epikutantest mit Kontaktallergenen - liefern weitere Hinweise.

Verläßlich sind sie nicht. Pricktests bleiben nach Toleranzentwicklung oft positiv, und nur 25 bis 30 Prozent der Patienten mit nahrungsspezifischem IgE haben auch klinische Manifestationen.

Oft kommt man daher nicht um den oralen Provokationstest herum. Doppelblind und placebokontrolliert gilt er als Goldstandard. Vor der Untersuchung, bei der an je zwei aufeinander folgenden Tagen nacheinander das verdächtige Nahrungsmittel und Placebo verabreicht werden, sollten vier Wochen Eliminationsdiät ein Abheilen der Ekzeme ermöglichen.

Eine Lokaltherapie sollte fortgeführt werden, systemische Kortikoide und Antihistaminika sind abzusetzen. Der Test selbst erfordert wegen der Gefahr anaphylaktischer Reaktionen Notfallbereitschaft.
Liebe Grüße aus Schneppenbach von
Annett - Mama (10/65)
Lutz - Papa (09/65)
Frank (08/90)
Laura (05/99)
Angelika (04/01)
Franziska ( 06/03)
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